„Ich will verstehen.“
Anstand
Kommt der Begriff Anstand ins Spiel, hält man sich gleich schon ein wenig aufrechter. Er vermittelt Autorität, den Anspruch auf Haltung, die sich schon physisch ausdrückt, und auf die Wahrung von Regeln, die allgemein bekannt zu sein haben. Diese Regeln legen klipp und klar fest, was geht und was nicht, wie man sich also zu verhalten hat, wenn man denn dazugehören, in den Kreis der Anständigen aufgenommen werden möchte.
Klingt ganz schön staubig?
Tiefe
Hier haben wir es zu tun mit einem Wort, das verschiedene Assoziationen ermöglicht. Steckt man tief in Problemen fühlt es sich anders an, als wenn man tief in Gedanken versunken ist oder ein tiefes Gefühl von Liebe verspürt.
Probleme möchte man vorzugsweise noch nicht mal in der leichten Form; tief in Gedanken kann man konzentriert an einer Idee arbeiten oder etwas Neues erforschen; und tiefe Gefühle können beflügeln oder im Gegenzug herunterziehen. Auf jeden Fall passiert etwas, wenn wir von Tiefe sprechen, es hebt in jeder Hinsicht ab von der Oberfläche.
Richtung
Ist das ein Wort, das einer genaueren Betrachtung bedarf? Da weiß man doch, was Sache ist, man weiß, wo‘s langgeht. Die Richtung zeigt es doch klar an.
Weit gefehlt.
Fangen wir mal an mit dem, was es mit einem Kompass, mit einem Richtungsmesser oder -anzeiger auf sich hat.
Besitz
Eigentum, das Eigenheim, etwas, auf das man Eigenbedarf anmelden kann, all das deutet auf den Wunsch hin, etwas zu besitzen. Ein weit verbreitetes Phänomen in wohlhabenden Ländern des sogenannten globalen Nordens.
Hier ist es möglich, Land, Immobilien zu kaufen, sie dadurch in Besitz zu nehmen und damit im wahrsten Sinne des Wortes einen Status zu zementieren. Mittlerweile nehmen wir bereits den Weltraum „in Besitz“.
Sprache
Hier geht es nicht um Sprache, wie sie in der Schule oder im Rahmen von Weiterbildung in Fremdsprach-Kursen vermittelt wird. National- oder Landessprachen, die man in „fremden“ Regionen vorfindet und die man sich im Rahmen eines Schulprogramms, aus Interesse oder beruflich bedingt aneignen soll.
Hier geht es um die Verwendung von Sprache, um ihr Bedeutung als ein Merkmal menschlicher Kultur.
Koinzidenz
Zufälle gibt‘s - manchmal kann man sich nur wundern. Ob im Alltag, im Beruf, im politischen Betrieb, immer wieder ereignen sich Dinge, die man sich nicht erklären kann, die ein bestimmtes Thema, eine Maßnahme in eine Richtung bewegen, ohne dass die erkennbar aktiv entschieden worden wäre.
Plötzlich kommen Ereignisse zusammen, die man vorher in keinem Zusammenhang gesehen hat. Oder es geschieht zeitgleich etwas, das man sich so nicht hätte vorstellen können.
System
Während der Corona-Pandemie kam ein neues Wort auf: „systemrelevant“. Gemeint damit war: Unternehmen, die für das Funktionieren des gesamtwirtschaftlichen Getriebes als alternativlos wichtig erachtet wurden, ohne die demnach ein wesentlicher Domino-Stein des Systems kippen würde, diese Unternehmen sollten auf Biegen und Brechen vor dem Kollaps bewahrt werden. Mit vielen Milliarden wurde also aufrecht erhalten, was das System stabilisieren sollte.
Wut
Heute geht es um ein besonders starkes Gefühl: Wut. Die wird in der Regel nicht so gerne gesehen. Man soll sie zügeln, soll sich mäßigen, soll sich eines solchen Gefühls gar schämen. Gefühle haben es in einer sogenannten zivilisierten Welt ohnehin schwer, die Wut hat hier den schlechtesten Leumund.
Redlichkeit
Irgendwie klingt dieses Wort altmodisch, wie aus der Zeit gefallen. Und man fragt sich, wo man sie finden kann, diese Redlichkeit. Doch erst mal: Was ist damit gemeint?
Gedanken
„Die Gedanken sind frei“ kennen wir als Liedtitel, mit dem man Revolution und Widerstand verbindet. Der Text wendet sich gegen Unterdrückung von Ideen, die etwas verändern könnten, einen Status Quo.
Diesen Gedanken sollten wir uns bewahren und dann weiterdenken.
Unterhaltung
Die Assoziationen, die man mit diesem Begriff haben kann, sind kontextabhängig. Ist von „Unterhaltungsprogramm“ die Rede, geht es wohl um ein Event mit möglichst entspanntem Inhalt. Spricht man von zwei oder mehreren Personen, die sich treffen, dann kann man davon ausgehen, dass die sich miteinander unterhalten wollen. Das ist dann nicht immer unterhaltsam, weil der Anlass für diese Unterredung möglicherweise ernst und komplex ist.
Meinung
Jede und jeder hat sie. Eine Meinung. Mittlerweile zu fast allem, spätestens seit eine giftige Boulevard-Zeitung genau dazu imperativ aufruft.
Nachrichten sind in Zeiten von Kurzatmigkeit - das waren sie allerdings im Fall dieses Mediums noch nie - selten dazu geeignet, Sachlagen zu beschreiben, zu analysieren, in einen Kontext zu bringen und so verständlich zu machen. Sie werden zunehmend danach ausgewählt und so dargestellt, dass sie möglichst flott an die Instinkte appellieren. Schnappatmung garantiert.
Genuss
Zum Ende des 20. Jahrhunderts hat sich in der westlichen Welt die Vorstellung breit gemacht, es sei alles zu haben, es könnte jeder individuelle Anspruch nach Wohlstand, Glück und Grenzenlosigkeit erfüllt und das Leben fortwährend gefeiert werden.
Es gab kein Halten.
Anstrengung
Das hat man heutzutage nicht so gerne. Viel lieber soll es angenehm sein, am besten gar „sexy“. Allein schon der Hauptteil des Wortes - streng - ist nicht geeignet für eine Welt, in der es vorzugsweise entspannt, ohne Druck und unterhaltsam zugehen soll.
In dem Moment, wo jemand mit „Arbeitsmoral“ oder gar der Anforderung nach „Leistung“ um die Ecke kommt, wird es eng.
Ästhetik
Ästhetik wird oft mit Schönheit gleichgesetzt. Doch Ästhetik ist viel mehr, liegt im Verborgenen, geht tiefer und wirkt intensiver. Denn damit ist nicht einfach der Eindruck von Schönheit gemeint, die Bewertung einer Oberfläche. Ästhetik braucht die Befassung mit dem Subjekt oder Objekt, braucht den Einsatz aller Sinne, sucht nach einer Bedeutung, die sich in der Regel nicht auf den ersten Blick erschließt.
Nonkonformismus
Formen, Strukturen, Rahmen, Grenzen. All dies ist erfunden worden, soll geeignet sein, Dinge zu ordnen, sie zugänglich, vielleicht verständlich zu machen. Solche Methoden geben Halt, Orientierung, machen die Angelegenheit übersichtlich. Ob explizit oder stillschweigend - eine Gruppe Menschen einigt sich auf solche Bedingungen, die anderen folgen, alles ist geklärt.
Interpretation
Alles, was nicht klar ist, nicht eindeutig, was sich unserem direkten Zugang entzieht, wo wir nicht hinter die Kulissen schauen können, ist auf der einen Seite verunsichernd, eröffnet jedoch auf der anderen Seite große Spielräume. Und nun steht die große Frage im Raum, wie dieses Spiel gespielt werden und wer daran teilhaben kann.
Logik
Dieser Begriff hat es in Zeiten von Fake News, der Vermüllung der Kommunikation über Lügen, der Manipulation von Inhalten in Wort und Bild gar nicht so leicht. Seine Bedeutung erst recht nicht. Und da fängt es schon wieder an mit der Herausforderung: Was eigentlich ist Logik?
Außergewöhnlich
Dies ist das erste Adjektiv, das es als Titel in diesen Blog schafft, in dem bislang nur Substantive standen. Warum das? Ein „Hauptwort“, wie man ein Substantiv auch bezeichnet, ist mit dem Begriff außergewöhnlich nicht wirklich zu bilden. Außergewöhnlichkeit ist in der Bibel der deutschen Sprache, dem Duden, nicht vorgesehen.
Entscheidung
Täglich werden sie getroffen. Entscheidungen. Der Wortbedeutung nach müsste damit gemeint sein, etwas vorher Getrenntes, Geteiltes wieder zusammenzufügen. Man bereinigt demnach eine uneinige Situation, bringt eine konstruktive Lösung herbei. Das Gegenteil von Scheidung.
Das klingt zu schön, um wahr zu sein.