Ästhetik

Ästhetik wird oft mit Schönheit gleichgesetzt. Doch Ästhetik ist viel mehr, liegt im Verborgenen, geht tiefer und wirkt intensiver. Denn damit ist nicht einfach der Eindruck von Schönheit gemeint, die Bewertung einer Oberfläche. Ästhetik braucht die Befassung mit dem Subjekt oder Objekt, braucht den Einsatz aller Sinne, sucht nach einer Bedeutung, die sich in der Regel nicht auf den ersten Blick erschließt.

Einer solchen Auseinandersetzung liegt wiederum Bildung zugrunde. Ohne Wissen, ohne Erfahrung, ohne die Auseinandersetzung mit Kontext ist eine Annäherung an Ästhetik nicht möglich.

Jede und jeder kann sich ein Urteil darüber machen, was man persönlich schön findet, was einem gefällt, wie es einem gefällt. Das ist sehr nah an der Meinung, die man zu etwas haben, die aber nie absolut sein kann. Hier sind wir im Bereich des Individuums, das nach eigenem Gusto den persönlichen Ausschnitt der Welt sieht, sehen will und sich in darin einrichtet.

Wenn es allerdings darum geht, gesellschaftlich Welt zu gestalten, dann ist man mit diesem Ansatz ziemlich schnell am Ende angelangt. Denn da geht es nicht mehr um das kurzzeitige Gefallen, den Trend, die Mode.

Gestaltung, die mehr ist als Oberflächenbehandlung, die darauf angelegt ist, der Menschheit gerecht zu werden, Bedeutung zu geben und zu haben, die braucht mehr als nur die zeitgeistige Schönheit.

In der Regel erkennen wir intuitiv, was eine Bedeutung hat, die über den Moment hinausgeht. Manchmal drückt sich ein solches Objekt, eine solche Erscheinung gar nicht dadurch aus, dass man in Verzückung gerät, weil da etwas so schön wäre. Im Gegenteil. Oft genug stutzt man, ist irritiert, weil etwas nicht in die landläufige Vorstellung von schönem Schein passt, von etwas schnell Konsumierbarem, dem momentanen Gefallen.

Das, was verbreitet als schön gekennzeichnet wird, ist oft genug langweilig, gerät schnell ins Vergessen, ist dann nur eine Momentaufnahme.

Ästhetik dagegen kommt aus dem, was den menschlichen Geist ausmacht, seine Eigenart widerspiegelt und die Vielfalt der Möglichkeiten, sich auszudrücken. Ästhetik ist Kultur, ist die Fähigkeit von Menschen, sich über Gedanken wie Artefakte zu verständigen, Vorstellungsvermögen zu wecken, sich menschenwürdig und ganzheitlich zu entwickeln.

Wenn man sich auf derartige Impulse einlässt, unbequeme Eindrücke zulässt, sich auseinandersetzt mit dem, was sich erst einmal nicht sofort erschließt, sondern Fragen öffnet und vor neue Herausforderungen stellt, dann ist man mittendrin in der ästhetischen Gestaltung der Welt.

Ästhetik und Humanismus sind eng miteinander verbunden.

Mit einer solchen Haltung kann das auch was werden mit dem, worauf wir nach Antworten suchen. Die bieten sich dann zwar nicht einfach und immer gültig, aber man kommt ihnen auf sehr ästhetische Weise ein gutes Stück näher.

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