
„Ich will verstehen.“
Selbstverständlichkeit
So ein scheinbar einfaches Wort - doch das hat es in sich.Was ist heute schon selbstverständlich?Machen wir uns erst mal wieder die Mühe, dieses Wort überhaupt zu verstehen.
Wird es gebraucht, soll es zumeist ausdrücken: kein Problem, wird gerne erleledigt, man kümmert sich ohne weiteres Nachfragen. Ganz selbstverständlich eben.
Abwechslung
Tag und Nacht, Sommer und Winter, Sturm und Windstille - in unserer natürlichen Umwelt gibt es ständige Wechsel. In diesen Veränderungen haben wir uns mehr oder weniger eingerichtet. Auch, wenn es uns nicht passt - als Normalsterbliche müssen wir diese Phänomene hinnehmen.
Wobei genau das etwas ist, was wir eigentlich als Zumutung empfinden. Kann man nichts dagegen unternehmen?
Freizeit
Ist Freizeit mit Freiheit gleichzusetzen? Auf jeden Fall beginnen beide Worte mit „frei“. Aber was denn nun? Oder wie denn nun? Geht es darum, frei zu sein von etwas oder frei zu sein für etwas?
Wenn man Freizeit ernst nimmt (ein Widerspruch in sich?), dann müsste es sich um eine Zeit handeln, in der man frei ist. Also keine Verpflichtungen hat, sich ohne Einschränkungen bewegen, tun und lassen kann, was einem in den Sinn kommt.
Verzicht
Ein ganz häßliches Wort. Im Gegensatz zu Erbaulichkeiten wie Shoppen, Genießen und die unbegrenzten Möglichkeiten der „freien“ Wirtschaft ist Verzicht etwas, das wir uns nicht nur abgewöhnt haben – der Begriff gilt stellvertretend für alles, was langweilt und wohl kaum Spaß machen kann.
Diejenigen, die dieses Wort im Munde führen, sind entweder arm dran, ideologisch verbiestert oder zumindest fragwürdig.
Konsens
Wenn man über einen Begriff wie Konsens nachdenkt, kommen einem gleich weitere Worte mit dem gleichen Buchstabenstart in den Sinn: Kompromiss, Kooperation, Kollaboration oder auch Konformität. Das liegt an dem „Ko-„ am Anfang. Impliziert wird, dass da etwas zusammenkommt oder zusammen erreicht werden soll.
Da sind immer mindestens zwei im Spiel, die sich ko-ordnieren, sich in irgendeiner Weise auf etwas einigen müssen.
Freiheit
Die Freiheit ist schon vielfach, breit, tief und gründlich behandelt, besungen und ausgerufen worden. Egal ob in Philosophie, Politik, Soziologie, Kultur oder im Alltag – sie treibt uns alle um. Entweder weil wir sie haben oder nicht, weil wir ein Mehr an Freiheit einfordern oder aber beklagen, dass sie eingeschränkt würde.
Eine Forderung nach weniger Freiheit wird nur dann aufgestellt, wenn es darum geht, anderen die Freiheit zu beschneiden oder ganz zu entziehen.
Privileg
Was ist das, ein Privileg? Kann man das erwerben? Verdienen? Erarbeiten? Woher kommt es? Gar nicht so einfach, dazu Antworten zu finden. Wenn man sich dem Wort etymologisch nähert, kann man herausfinden, dass es etwas zu tun hat mit einem Vorrecht, das einer Privatperson oder einer eng definierten Gruppe, einer Klasse zugesprochen wird. Wobei sich hier schon die nächste Frage anschließt: Wer spricht wem und warum etwas zu?
Disziplin
Was assoziiert man mit diesem Wort? Vermutlich wird es von Vielen als Unwort aufgefasst. Weil es eine Haltung andeutet, die galt, als Autoritäten noch rabiate Ansagen machen durften. Als individuelle Freiheit noch engen gesellschaftlichen Regeln unterworfen war.
Mit Disziplin wird schnell „Zucht und Ordnung“ und damit eine Vergangenheit gleichgesetzt, in der es oft genug schrecklich zuging. Man hört in dem Begriff nahezu das Rohrstöckchen auf die Finger klatschen.
Flitzpiepen
Manchmal könnte man ja verrückt werden, wenn man Leute sieht, die dumme Sprüche auf hässlichen Schildern vor sich hertragen, Albernheiten von sich geben und schlicht und ergreifend keine Ahnung haben. Die Sache ist nur so: Mit dem Verrücktwerden wäre ja auch niemandem geholfen. Wie also schafft man es, sich die Welt in Pipi-Langstrumpf-Manier aufzuhellen?
Da kommen doch die Flitzpiepen gerade recht.
Interesse
„Ist ja interessant!“ Kommt dieser Ausruf kann man zuweilen davon ausgehen, dass dies auch schon das Ende der Diskussion ist.
Doch, doch. Schon wichtig, durchaus ein Thema, müsste man sich mal drum kümmern. Aber gerade hat man was Anderes zu tun. Und Tschüss.
War‘s das also schon?
Bedenken
Was fällt einem hierzulande bei diesem Begriff ganz schnell ein: Bedenkenträger. Schlimme Gesellen, die alles zunichte machen: Neue Ideen werden schon als zartes Pflänzchen vernichtet, Innovationen werden kaputtgeredet, Initiativen wird gleich zu Anfang ein Bein gestellt.
Solche Leute, die ohne Vision, ohne Spontanität und ohne Leidenschaft sind, die verortet man in Ämtern, grauen Stuben und am Bleistiftspitzer.
Argument
Das Argument hat Hochkonjunktur. Oder sollte Hochkonjunktur haben. Vielfach werden derzeit nämlich keine Argumente ins Feld geführt, sondern laute Parolen, dumme Sprüche und unsachgemäße Meldungen.
Während Informationen, Nachrichten oder eben auch in aggressiver Manier postulierte Behauptungen den einfachen Weg der Einbahnstraße nehmen, muss sich das Argument mit dem Gegenüber auseinandersetzen. Ein Argument ist eine Einladung zum Gespräch, zur kultivierten Auseinandersetzung.
Ankündigung
Hat da jemand was gesagt? Gar etwas in Aussicht gestellt? Gibt es etwas, auf das man sich freuen kann? Nun. Nicht jede Ankündigung ist eine, auf die man inbrünstig wartet. Der Steuerbescheid zum Beispiel – kann einem oft gestohlen bleiben. Oder der Besuch von Halloween-Kindern – darauf ist auch nicht jeder erpicht.
Kommt aber eine Ankündigung daher wie ein Versprechen auf eine gute Zeit, dann schaut man der schon erwartungsvoll entgegen.
Erwartung
Große Dinge werfen ihre Schatten voraus. Voller Erwartung stehen die Kinder mit Schultüte das erste Mal im Klassenzimmer, mit großer Spannung schaut der Formel-1-Rennstall auf die Anzeige mit den 100stel Sekunden und mit angehaltenem Atem warten die Medienvertreter nach den Wahl auf die erste Hochrechnung. Werden die gesteckten Ziele wohl erreicht? Kann man den Vorstellungen, die aus dem jeweiligen Umfeld kommen, gerecht werden?
Denn das ist der Kern der Erwartung: Man will Ergebnisse sehen, und zwar beste. Und das schnell.
Initiative
Hier haben wir es mit einem Begriff zu tun, der verbreitet wohl positiv konnotiert ist. Eine, die die Initiative ergreift ist tatkräftig, packt die Dinge an, die zu tun sind. Initiativen werden gegründet, um etwas zu bewegen, manchmal auch, um etwas zu verhindern. Auf jeden Fall ist Initiative etwas, das eine Person auszeichnet, die übernimmt. Da passiert was, da gibt‘s Lösungen, das wird jemand aktiv.
Super, sollte man meinem.
Gesellschaft
Der Titel ist irreführend. Es gibt Gesellschaft nicht in der Einzahl. Die Welt besteht aus Gesellschaften, und auch die unterteilen sich wiederum in noch kleinere. Wir kennen z.B. die feine, die ehrenwerte, die gespaltene, die moderne, die digitale, die multikulturelle und noch unzählige andere Versionen dieses Phänomens.
Je nach Kontext kann man Gesellschaft also völlig anders auffassen.
Und nun?
Prägung
Vom Kinderbuch bis in die Musik hinein wird Identität – wer bin ich, was bin ich – thematisiert. Ob das „kleine Ich-bin-Ich“ sein scheckiges Aussehen als charakteristisch eigen annimmt oder Gloria Gaynor „I am what I am“ singt – es geht immer darum, seinen eigenen Platz in der Welt zu finden oder zu definieren.
Dieser Platz ist allerdings vielfach der, der gesellschaftlich gewünscht, vorgegeben und vorgelebt wird.
Spontanität
Es gab einmal eine Zeit, in der Generationen nicht nach Automarken oder letzten Buchstaben des Alphabets benannt wurden, sondern richtig klingende Bezeichnungen hatten. Spontis war so eine. Darunter konnte man sich etwas vorstellen.
Leute, die keinen Plan hatten, die spontan vor sich hinlebten, vor allem aber spontan aktiv waren und sich in kein Raster einordnen ließen.
Zeit
Was eigentlich ist Zeit? Gibt es die eine Zeit, gibt es viele, gibt es eine allgemeine oder doch die persönliche Zeit? Wieviele Interpretationen von Zeit, wieviele Möglichkeiten, Zeit auszufüllen, zu verbringen oder auch totzuschlagen, gibt es? Schon diese kurzen Überlegungen zum Start dieses Beitrags zeigen: Zeit ist vor allem eine Frage.
Zufriedenheit
Was für ein schöner Zustand. Zufrieden sein. Nichts, was einen aufregt, was irgendwie schräg sitzt, was einem nicht passt. Es ist Friede. So weit, so gut.
Problematisch wird es, wenn aus Zufriedenheit der selbstzufriedene Anspruch entsteht, dass alle und alles um einen herum diese Situation keinesfalls irritieren dürfen, dass Änderungen nicht erwünscht sind. Sie würden diesen Frieden stören. Das sind dann Störenfriede.