Prägung

Vom Kinderbuch bis in die Musik hinein wird Identität – wer bin ich, was bin ich – thematisiert. Ob das „kleine Ich-bin-Ich“ sein scheckiges Aussehen als charakteristisch eigen annimmt oder Gloria Gaynor „I am what I am“ singt – es geht immer darum, seinen eigenen Platz in der Welt zu finden oder zu definieren. 

Dieser Platz ist allerdings vielfach der, der gesellschaftlich gewünscht ist, vorgegeben oder vorgelebt wird. 

Wenn man dies konstatiert, stellt sich gleichzeitig die Frage: Wieviel Selbst ist mit dem Ich, mit dem eigenen Wesen, dann eigentlich verbunden? Wie sehr ist Selbst-Bestimmung tatsächlich möglich, wenn doch das Drumherum so Vieles und so Wesentliches bestimmt?

Die Fragen werden in verschiedenen Lebensphasen, in unterschiedlichen Lebenssituationen vermutlich jeweils anders beantwortet werden müssen. 

Für einen jungen Menschen sollte gelten: Alles ist möglich. Mein Leben kann ich gemäß meiner Persönlichkeit, meiner Ideen, meines Charakters frei entwickeln. Für einen Menschen, der bereits viele Erfahrungen gemacht hat – gute, inspirierende, aber auch ernüchternde bis schreckliche – werden dagegen auch die Grenzen des eigenen Selbst und Handelns erkennbar. 

Solche Begrenzungen sind dabei oftmals gar nicht die Mankos der eigenen Person. Sie entstehen in einer Welt, auf der man nicht alleine ist.

Allerdings bedeutet dieses Eingebundensein auch, dass die freie Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung nur bedingt frei ist. Die Abhängigkeiten gehen schon sehr früh los. Die ersten Schritte können von Sorge der Sorgeberechtigten oder von Ermutigung eines optimistischen Umfelds begleitet sein. In der Schule können Kinder und Jugendliche Möglichkeiten lernen oder angehalten sein, in einem System zu funktionieren. Beziehungen haben im besten Fall beflügelnde Wirkung, sie können aber auch klein machen oder verunsichern.

Bereits in diesen wenigen Hinweisen zeigt sich, dass wir als Menschen angewiesen sind auf ein soziales Gefüge, das uns einen Rahmen und gleichzeitig Raum gibt, und dass wir gleichzeitig immer wieder neu aufbrechen müssen, um unseren eigenen Weg, die eigene Persönlichkeit zu finden.

Menschen, Zeitereignisse, die Gesellschaft prägen uns. Sie hinterlassen Spuren in unserer Persönlichkeit, unserem Charakter. Diese Prägungen können Stabilität geben, Eindrücke hinterlassen, unser Sein mitgestalten und dazu ermutigen, uns immer wieder neuen Wirkungen auszusetzen, immer wieder etwas auszuprobieren, stets neu auf andere Menschen und Einflüsse zuzugehen.

Gleichzeitig können Prägungen jedoch auch verhindern, dass man aufbricht, sich was traut, dem Leben, den Menschen und der Zukunft frohgemut entgegengeht. 

Wir sollten also möglichst Viele dazu ermuntern und dahingehend bestärken, ihre Persönlichkeit zu entfalten, damit sie unsere Welt auf die beste aller Möglichkeiten prägen. Auf eine Art, in der die Zukunft von uns in einer umfassend lebenswerten Weise gestaltet wird, die alle Menschen sozial-selbst-bewusst leben lässt. Das würde Eindruck machen.

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