Logik
Dieser Begriff hat es in Zeiten von Fake News, der Vermüllung der Kommunikation über Lügen, der Manipulation von Inhalten in Wort und Bild gar nicht so leicht. Seine Bedeutung erst recht nicht. Und da fängt es schon wieder an mit der Herausforderung: Was eigentlich ist Logik?
Wir hauen schnell mal raus: „Das ist logisch.“ Oder auch nicht. Was meinen wir dann? Ist der geäußerte Sachverhalt, auf den man sich bezieht, verständlich? Basiert er auf einer bestimmten Darstellungsweise, also z.B. auf einer prozesshaft aufgeschlüsselten Argumentationskette? Wirkt er stimmig, ohne dass man den Inhalt überprüft oder in seiner Gesamtheit durchschaut hätte?
In diesen Fragen steckt schon mal ein wesentlicher Aspekt: die Gesamtheit oder auch der Zusammenhang, das schlüssige Aufeinanderbeziehen verschiedener Faktoren, die zueinander in einen Kontext gestellt werden, sind wesentliche Voraussetzungen für Logik.
Von der kann man beispielsweise die Meinung abgrenzen. Die fußt selten auf einer Reihe von argumentativ schlüssigen, holistischen Perspektiven und einer Auslegung, bei der man versucht, mehrere Hinweise, Erkenntnissen, Auffassungen und Beweise aufzugreifen und einzubeziehen.
Versteht man Logik in dieser Weise, dann kann derzeit bezweifelt werden, dass überall dort, wo Logik draufsteht bzw. die Anwendung dieser behauptet wird, auch Logik drinsteckt.
Denn wie so Vieles, das mit Denken, mit dem Suchen nach und Erschließen von Wissen, mit Analyse, Interpretation und Zweifel zu tun hat und mit dem iterativen Vorgehen, sich immer wieder in solche Schleifen zu begeben, braucht auch die Logik Zeit. Und sie macht schon wieder Mühe.
Bequem ist es, Impulse, Trigger oder ungefilterte Kurznachrichten aufzugreifen und ohne weitere Verarbeitung wieder auszuspucken. Viel aufwendiger dagegen und ein dauernder Prozess ist die Anwendung von Logik.
Logik beinhaltet neben dem klugen Umgang mit Wort, Text und Sprache auch die Berechnung, die Beurteilung dieser Elemente und all dessen, womit sich Sprache befasst. Allerdings nicht, indem die Zahl, die Anäherung über Formeln die Hoheit übernehmen würde, sondern entlang der Vorstellung, welches Maß bzw. welche Maßstäbe für das Verständnis von Aussagen und Inhalten angelegt werden können.
Der Begriff Logik nämlich assoziiert Vernunft, eine schlüssige und damit kluge Befassung mit Wort und Text; zunehmend auch mit Bild, das der Sprache verbreitet den Rang abläuft. Es geht also um die, einer präzisen Rechnung ähnlichen, Auseinandersetzung mit dem, was gedacht wurde, wird und werden könnte. Es geht um die Frage, zu welchen Ideen, Vorstellungen und Auslegungen Menschen fähig und wie sehr sie in der Lage sind, ihr besonderes Vermögen, komplex wahrnehmen und denken zu können, in Erkenntnisse zu gießen.
Bei all dem, was um uns herum geschieht, was von den Mächtigen dieser Welt angesagt und was uns über alle möglichen Kanäle zugespielt wird, kann man tatsächlich daran zweifeln, ob der Mensch tatsächlich (noch) in der Lage ist, den Durchblick zu behalten. Die Rechenmethode der Vernunft scheint verloren gegangen zu sein. Und es wird eine enorme Aufgabe sein, die wiederzufinden und zur Anwendung zu bringen.
Das erfordert Übung. Logik muss gelernt und trainiert werden. Und wenn wir dies mal wieder ganz oben auf die Agenda setzen, dann könnte das die Grundlage dafür sein, die Welt zu einem Ort zu machen, in dem Vernunft, Aufmerksamkeit, Anerkennung für das kluge Wort und ein vorausschauender Blick dem Leben eine neue menschliche Qualität eröffnen.
Wir kommen voran, wenn wir wieder lernen, mit Zahlen, mit Worten, mit Bildern klug zu jonglieren, uns über Inhalte und Anwendungen zu verständigen und aus diesem Zusammenwirken logische Schlüsse zu ziehen.