Zivilisation

Die Zivil-Gesellschaft, zivilisiertes Verhalten - da fühlt man sich wohl. Da hat alles seine Ordnung, hier geht es friedlich zu.

Forscht man nach der Herkunft des Begriffs - der sich immer merkwürdiger anhört, je öfter man ihn vor sich hinspricht - dann kommen diese Bedeutungen (und manche mehr): bürgerlich, nach gesellschaftlichen Normen handelnd, angemessen, höflich, privat, nicht militärisch.

Was also macht eine Zivilisation heute aus? Wer definiert, was zivilisiert ist und was nicht? Kommt da nicht ganz schnell das Benehmen ins Spiel, das sich wiederum nach bestimmten gesellschaftlichen Kreisen unterschiedlich darstellt bzw. unterschiedlichen Erwartungen unterliegt?

Schon wieder eine knifflige Angelegenheit, wenn man erst mal fragt.

Vielleicht kann man sich nähern, wenn man erst einmal konstatiert, dass Menschen, die in einer Gemeinschaft leben, per se einer Zivilisation angehören. Das Individuum alleine braucht keine Abstimmung, keine Vereinbarung, keine Verständigung über den Umgang in seiner Welt. Erst, wenn viele zusammenkommen und ihr Miteinander regeln müssen, entsteht die Notwendigkeit, sich einen Rahmen zu geben. Ein solcher Rahmen hegt die völlig unabhängige Verhaltensweise ein. Die Kunst einer zivilisatorischen Organisation ist es nun, zwischen dem freien Individuum und der Koordination einer Gruppe die Balance zu finden.

Je mehr Menschen also an einem überschaubaren Ort zusammenleben, desto mehr braucht es Regeln, über die man sich einig werden kann. Nicht nur, um sich nicht in die Quere zu kommen, sondern vor allem, um die Stärken der Einzelnen für die Gemeinschaft zum Einsatz bringen zu können. Erst dann gibt es für diese Zivilisation Entwicklungsfähigkeit.

Was sie nämlich nie sein sollte: Ein geschlossenes System, das nach außen und gegenüber neuen Einflüssen dicht macht. Falsch aufgefasst, ergibt ziviliertes Verhalten nämlich keinen Codex, nach dem es sich für alle gut leben lässt, sondern ein kleinkariertes Konstrukt, das sich abschottet und damit tendenziell in sich selbst erstickt.

Wenn die Auffassung von Zivilisation mit dem Gedanken von Demokratie, freiheitlicher Lebensgestaltung und gesellschaftlicher Verantwortung einhergeht, dann ist das die Grundlage für eine Welt, in der sich - bei aller Unterschiedlichkeit von Kulturen, Erwartungen, Lebensweisen und Wünschen - ein im besten Sinne ziviles Miteinander erreichen lässt.

Man hat den Eindruck, diese Übung würde verbreitet mal wieder ganz gut tun.

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