Ideologie
Das Wort hat es nicht leicht. Schnell unterstellt man jemandem, der einer Ideologie folgt, auf dem Holzweg zu sein. Wer ideologisch ist, hat sich scheinbar verirrt, ist nicht mehr sachlich und versucht zudem, auch andere auf diese schiefe Bahn zu führen.
Dabei könnte es doch so sein, dass Menschen mit ideologischem Anspruch unsere Welt weiterbringen. Denn was steckt drin in diesem Begriff?
Ziemlich offensichtlich: Idee. Und die Endung -logie ist auch nicht unbedingt verdächtig, Blödsinnigkeiten zu bezeichnen. Ideologie lässt sich nämlich ohne Weiteres als den Lehrsatz, die Lehre, die Wissenschaft der Idee interpretieren. Und was bräuchten wir dringlicher als genau das?
Wenn wir also die Blender, die Aufpeitscher oder die Leute, die Falschmeldungen, krude Gedanken und Dummheiten unter die Leute bringen, mal genauer beleuchten, dann folgen die keiner Ideologie, sondern einer Idiotie.
Wer anderen etwas aufdrücken will, wer dazu aufruft, nicht selber zu denken, zu reflektieren und eigene Ideen ins Feld zu bringen, die oder der stresst. Und gestresste Menschen haben keine eigenen Ideen. Sie wollen Vereinfachung, Lösung einer schwierigen Situation und klare Ansagen. Und verwechseln das zuweilen mit Ideen. Allerdings verläuft dies zwangsläufig ergebnislos. Denn tatsächlich stecken keine gut gedachten, gründlich überlegten und überzeugenden Ideen hinter solcher Druckbetankung, die nur ruhig stellen will.
Vor diesem Hintergrund hat die Ideologie – ins falsche Licht gesetzt – ihren schlechten Ruf erlangt.
Dabei könnten wir sehr gut eine Menge Ideologien – fundierte, sogar wissenschaftlich belegte, kreative – gebrauchen, die uns neue Ansätze aufzeigen, wie wir die vielen Dilemmata unserer Welt angehen könnten.
Diese Art von Ideologien dürfen gerne mitreißend sein. Aber nicht in einer Weise, wie wir sie von Drückerkolonnen kennen, sondern in der Art einer Einladung. Der Einladung zum Mit- und Weiter- und Vorauszudenken, zur Rede und Widerrede, zu einem Austausch unter frei denkenden Menschen, die das Ziel eint, über diesen Weg etwas zum Besseren zu bewegen.
Und wenn die Situation sich ändert, wenn etwas nicht gut funktioniert, wenn neue Herausforderungen vor der Tür stehen, dann gilt es, die Ideologie zu überdenken und eine neue zu kreieren.
Ideologien sollten nämlich nie staatstragend, bindend, eng sein. Sie sollten stattdessen den Geist öffen, motivieren und zu neuen Ideen anregen. Um endlich mal was voranzubringen, anstatt stehen zu bleiben und Idioten zu folgen.