Verteidigung
Hier wird es ernst und strittig. Wenn es um Verteidigung geht, stehen die Zeichen auf Alarm.
Ob ein Land attackiert wird oder sich zwei Parteien vor Gericht begegnen, in beiden Fällen liegt ein Angriff zugrunde, gegen den man sich verteidigen muss bzw. will.
In der Wortherkunft beinhaltet der Begriff Verteidigung allerdings vielmehr ein Verhandeln. Wer sich oder andere verteidigt, versucht eine Vereinbarung zu erreichen, was zuweilen bedeutet, dass man sich vertagen (vgl. verteidigen!), einen Termin zur Findung einer Übereinkunft neu festlegen muss.
Das klingt alles recht friedlich, vernünftig und gleichzeitig ergebnisorientiert.
Doch in Krisenzeiten, die kämpferisch sind, bekommt auch Verteidigung gleich eine martialischere Bedeutung. Verteidigung wird dann zwangsläufig (zuweilen auch „alternativlos“ genannt) eine kriegerische, eine militärische Aktion. Es wird von schweren, von tödlichen Waffen und von Zerstörung gesprochen. Eine Seite, die angegriffen wurde, setzt alles daran, sich mit Macht zur Wehr zu setzen.
Wer geglaubt hat, in Zeiten von global umspannenden Kommunikationskanälen und diplomatisch errungenen Vereinbarungen verliefe eine Auseinandersetzung im schlimmsten Fall in Form von heftigen Wortgefechten, in der Sache allerdings friedlich, der wird immer wieder, vielleicht zunehmend häufiger, eines Schlechteren belehrt.
Derzeit wird Verteidigung fast nur diskutiert als eine Frage von Raketen, Panzern und weiteren venichtenden Waffen, die nicht der Verteidigung, also dem Aushandeln von Lösungen im eigentlichen Sinne dienen, sondern nur vernichten können. Leben, Perspektiven, Familien, Landschaften, Häuser.
Doch wie wehrt man sich, wenn der Angreifer kein gesprächsbereiter, kommunikationsfähiger und einsichtiger Mensch ist? Was macht man, wenn sich Aggression in blinder Zerstörungswut darstellt? Helfen da nicht nur blanke Gewalt und Gegengewalt?
Das wären Fragen für deren Lösung ganz flugs geforscht werden sollte. Wir brauchen weniger die Visionen, die eine befremdliche Besiedlung des Mars oder anderer erdferner Planeten vorstellbar machen, wir brauchen gute Ideen, wie menschliche Intelligenz sich auf diesem Erdball endlich mal menschlich Bahn bricht.
Ziel: Die Suche nach der Erkenntnis, dass sich Angriffe nicht lohnen. Für niemanden. Und dass Verteidigung im Sinne von Verhandlung verstanden werden sollte, die auf einem Spielfeld ausgetragen wird, auf dem für alle die Regeln klar sind.
Wenn hier jemand meint, mit Fouls agieren zu müssen, so wird dieser Regelbruch geahndet. Ohne Kompromisse.
Wir haben keine Zeit für Kämpfe. Wir sollten alle Kraft und alle Ressourcen daran setzen, Lösungen für die Themen der Menschheit zu finden, die ohnehin schon groß genug sind.
Wir können nichts vertagen.