Mut
Ein so kleines Wort, eine so große Sache. Und während wir auf der einen Seite denken, sofort zu wissen, was Mut meint, so können wir bei näherer Befassung mit dem Wort erkennen, dass es so einfach auch hier nicht ist.
Was also bedeutet Mut? Wer handelt mutig? Und ist Mut per se gut?
Damit ist nun ein ziemliches Faß geöffnet. Und der Inhalt wird auch kaum umfänglich geklärt werden können. Aber - wie das hier so oft ist - ein bisschen darüber sinnieren bringt ja vielleicht zu neuen Impulsen.
Mut also.
Den Mut finden wir übrigens in verschiedenen Kombinationen und Variationen: Kleinmut, Langmut, Mutwilligkeit, Freimütigkeit, Hochmut, Gutmütigkeit uvam.
Offenbar zieht dieses Phänomen sich also durch sehr viele Sprachbereiche und damit durch unser aktives Leben.
Meist bewundern wir mutige Menschen, solche die retten, die einer Gefahr trotzen, die sich Ungerechtigkeiten entgegenstellen, die etwas unternehmen, vorweg gehen oder auf andere Art aktiv werden. Den meisten von uns fehlt eine solche Beherztheit oder genügend Chuzpe.
Ein solcher, oft als heldenhaft verstandener Mut ist also etwas besonderes, etwas, das Aufmerksamkeit hervorruft, was Medaillen, Orden, den Eintrag in ein goldendes Buch oder gleich einen Passus in den Geschichtsbüchern einbringt.
Doch muss es immer dieser heroische Mut sein, der etwas nahezu Unmenschliches hat? Was ist mit dem Alltag, mit den Möglichkeiten, die sich allen bieten, die zwar nicht medaillenträchtig aber gleichwohl mutig sind?
Wenn heute vielfach beklagt wird, dass es zu wenig Beziehungsraum gäbe, dass die Menschen sich zu sehr zurückziehen würden, nicht mehr ansprechbar seien, zu wenig Zeit hätten, dass die Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse um uns herum dem Dauerblick aufs Smartphone zum Opfer gefallen sei und dass es zu viel Unfreundlichkeit gäbe - würden sich aus dem Umkehrschluss nicht eine Menge Gelegenheit eröffnen, mal richtig mutig zu sein?
Mut bedeutet doch letztlich das Verlassen einer Komfortzone, die Entscheidung gegen Bequemlichkeit. Mutige Menschen hinterfragen sich selber, sehen Andere, sind in der Lage, Zusammenhänge zu sehen und können sich etwas vorstellen, das weitergeht als das Hier und Heute.
Dabei ist der Grat zwischen Beherztheit und zu riskantem Draufgängertum schmal. Vielleicht eignet sich die Beantwortung einer solchen Frage „Was lässt sich entwickeln mit diesem Schritt?“ als Kompass für mutige Entscheidungen.
Sieht man die Möglichkeit, etwas wirklich zu verändern, gar zu verbessern, Neues zu lernen und zur Gestaltung des Umfelds beizutragen, dann ist es mutig, diesen Weg zu gehen.
Mut ist so ein aktives dynamisches Tun, gedanklich wie faktisch. Und es ist keine Solonummer, sondern ein Gemeinschaftsding. Denn Mut hat Konsequenzen, das macht ihn aus.