Kritik

Schon wieder so ein schweres Thema. Wer hört schon gerne Kritik? Wo doch ohnehin genug los ist und allerorten Miesepeter und -petras die Stimmung runterziehen.

Doch genau da beginnt das Mißverständnis. Die gute alte Kritik ist nämlich gar nicht miesepetrig, nicht schlecht und schon mal gar nicht destruktiv. Sie ist die unvermeidliche Voraussetzung, um Dinge zum Guten oder sogar zum Besseren zu wenden. Wenn sich Kritiklosigkeit breit macht, hat man eigentlich schon verloren.

Gut. Das muss man vielleicht erklären.

Das Problem an der mißverständlichen Auslegung des Begriffs ist, dass man damit automatisch ein Urteil assoziiert, das negativ ist. Das etwas Falsches, einen Fehler benennt. Der wird dann kritisch beleuchtet, da wird jemand ermahnt, das muss beim nächsten Mal vermieden werden.

Und genau hier beginnt die Fehlinterpretation. Mal so ganz kritisch rausgehauen. Kritik ist nämlich erst einmal völlig wertneutral. 

So kann man beispielsweise ein Kunstwerk, einen Text, auch ein Arbeitsergebnis einer kritischen Begutachtung unterziehen. Es werden verschiedene Parameter herangezogen, die man genauer analysiert. Analyse nämlich ist die Grundlage jeder guten Kritik (und nein, das ist nicht antagonistisch).

In diesen Zeiten ist besonders die Politik im Fadenkreuz der Kritik. Wobei schon diese Redewendung das Problem deutlich macht, dass Kritik nämlich einseitig aufgefasst wird: Es ist schon ausgemacht, dass „die“ Politik schlecht ist, und nun wird draufgehalten. Mit einer Salve aus unzähligen Punkten, was und wo es falsch läuft. Die Betrachtung von gelungenen Ergebnissen ist da nicht vorgesehen.

Die Medien haben dieses Phänomen verbreitet zu einem Geschäftsmodell gemacht. Es gibt da nicht mehr die sachliche Rubrik der analytischen Kritik von politischem, kulturellem oder sportlichem Geschehen. Es wird vielfach nur noch um sich geschossen. Und wenn die spitze Feder nicht mehr reicht, dann fliegt der Dreck.

Doch dafür kann die Kritik nichts. Denn die ist anders gemeint und, richtig angewandt, höchst hilfreich.

Denn würden wir uns nicht auch kritischer und selbstkritischer Betrachtung unterziehen, wäre die Welt ein Gemetzel. Und wenn wir nicht aufpassen und der berechtigten Kritik Raum geben, kommen wir genau da hin.

Betrachten wir also die Kritik mal freundlich und fragen uns, wo wir sie brauchen und in welcher Form. Eigentlich ganz einfach. Bei den meisten Sachverhalten und auch den meisten handelnden Menschen kann man zunächst von einer guten Idee oder einer guten Absicht ausgehen. In der Politik werden - zumindest solange wir das demokratisch aushandeln - Themen auf den Tisch gebracht, analysiert, es werden Lösungsansätze diskutiert und Entscheidungen getroffen.

Wenn die in die Wirklichkeit übersetzt werden, kann schon mal was schiefgehen. Weil die Protagonisten immer Menschen sind. Und weil sich parallel die Welt weiterentwickelt. Wenn man das Ergebnis - mit Fehlern aber eben auch mit Erfolgen - betrachtet, kann man daraus (leider eben erst im Nachhinein) Schlüsse ziehen. Das ist kritische Aufmerksamkeit, die versucht, alle Aspekte einzubeziehen.

Und dann können die Punkte korrigiert werden, die schief gelaufen sind, und die positiven Punkte kann man feiern und darauf weiter aufbauen.

Wenn wir uns dieser kritischen Analyse, der Auseinandersetzung mit Fehlern wie mit dem Gelungenen entziehen, gar verweigern, dann ist eine Weiterentwicklung, die Gestaltung einer Welt voller Themen, nicht konstruktiv möglich.

Seien wir also doch einmal ganz offen und begrüßen die Kritik als eine hilfreiche Begleiterin, die uns am Wegesrand immer mal wieder mit einem Zwinkern zur Reflexion anregt. Denn die Kritik ist eben keine Miesepetra, sondern ein wohlwollender und manchmal sogar humorvoller Charakter.

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