Haltung

Gar nicht so leicht, eine Haltung zu finden, zu haben, zu vertreten. Etwas, das einem selbst und im besten Fall auch anderen Halt gibt. Wir wünschen uns verbreitet einen Rahmen und gleichzeitig Freiheit, eine Orientierung und gleichzeitig ein Suchfeld, Gefaßtheit und das Experimentelle, kreatives Chaos und stabile Ordnung.

Irgendjemand - meist wird nach „der“ Politik, auch „der“ Gesellschaft, zuweilen „der“ Wirtschaft oder nach anderen Institutionen gerufen - soll es richten. Irgendjemanden will man zuständig erklären dafür, eine Verfasstheit zu organisieren und zu sichern, innerhalb derer wir munter und nach Gusto agieren können. Diese Stellen sollen uns Halt geben, wobei in dieser Vorstellung ein Mißverständnis liegt.

Zumindest, wenn man meint, damit auch eine Haltung gewinnen zu können.

„Halt“ steht auf Schildern, wenn man anhalten soll - meist mit einem Ausrufezeichen versehen. Auch ein Korsett gibt Halt, eine Halte-Stange hilft dabei, nicht umzufallen, manchmal hält jemand einen fest, weil es kippelig ist.

Das alles hat zu tun mit etwas, das physische Sicherheit gibt.

Auch mental braucht man zuweilen jemanden, der einen aus einer unruhigen oder traurigen Phase herausholt. Jemanden, der einen innerlich absichert, einem die Position sichert oder einem versichert, dass man weiter dabei ist.

Das alles sind stabilisierende Maßnahmen, die dazu geeignet sind, einen eher statischen Zustand zu etablieren, der nicht wackelt.

Mit Haltung hat all das wenig zu tun. Denn während der Halt von außen gegeben wird, braucht es für die Haltung eine innere Einstellung.

Zu einer Haltung zu kommen, ist ein ziemlich mühsames Unterfangen. Es braucht Zeit, in der man Erfahrungen sammelt; Austausch mit anderen Menschen, die einem ihre Sicht zur Welt zurückspiegeln; das Ausprobieren und Wahrnehmen; auch Irrtümer, Fehler, Experimente und Rück- wie Vorblenden sind für den Gewinn von Haltung förderlich.

Während all dieser Prozesse muss man diese diversen Eindrücke auch noch reflektieren, sich und Entscheidungen immer wieder in Frage stellen, den Mut haben, einen Weg zu korrigieren.

Jeder Schritt in diesem Prozess fügt dem Leben Elemente hinzu, die immer mehr dazu beitragen, eine Haltung zu gewinnen, die mit der eigenen Persönlichkeit, mit dem Leben und mit dem Sein in der Welt zu tun hat. Diese Haltung ist dann nichts Statisches, nichts, das für immer unveränderbar festgeschrieben würde. Sie ist ein Zustand der durchaus den Hintergrund schafft für das eigenen Entscheiden und Tun. Gleichzeitig ermöglicht es eine Haltung auch, sich neuen Erkenntnissen zu öffnen und die in diese Haltung zu integrieren.

Das macht aus einer Haltung ein Prinzip und eine kreative Entwicklungsmöglichkeit gleichermaßen. Man findet in sich selber Halt und wird weniger anfällig für Irritationen, die die eigene, die innere Verfasstheit zerstören könnte. Denn eine Haltung trägt dazu bei, sich vor Wankelmütigkeit zu schützen, ohne sich für Neues zu verschließen.

Eine Haltung ermöglicht Freiheit und Verantwortung. Und gibt damit inneren Halt.

Zurück
Zurück

Trotz

Weiter
Weiter

Klugheit